Heider Bergsee bei Brühl
Südwestlich von Köln liegt die Villeseen-Landschaft. Das weitläufige Naherholungsgebiet ist Teil des Naturparks Rheinland und lockt vor allem durch seine Seenplatte: Auf einer Gesamtfläche von 75 Quadratkilometern befinden sich 42 kleinere und größere Gewässer. Eines von ihnen ist der Heider Bergsee(1), der unmittelbar an den Brühler Stadtteil Heide angrenzt und vor allem für Camper zu einem beliebten Rückzugsort geworden ist.
Wenn man heute durch die artenreichen Mischwälder spaziert, die den See einrahmen, oder sich auf der Badewiese des örtlichen Campingplatzes entspannt, kann man sich nur schwer vorstellen, wie das Gelände früher ausgesehen hat. Entstanden sind die örtlichen Seen nämlich durch Menschenhand.

Vom Bergbau- zum Erholungsgebiet
In den letzten Jahrhunderten hat der Abbau von Braunkohle seine Spuren in der Geografie des Gebietes hinterlassen: Zunächst sprengten und gruben die Kumpel eigenhändig tiefe Tunnel in das Erdreich und verlegten Schienen, auf denen die kostbaren Bodenschätze mit Förderwagen ans Tageslicht gebracht wurden. Später sorgte die Mechanisierung des Abbaus für ein effizienteres Abtragen der Erdschichten: Der erste Schrämbagger, mit dem man tiefe Schneisen ins Gestein schlagen konnte, wurde 1907 eingeführt. Die neue Maschine, der man den Spitznamen „Eiserner Mann“ gab, kam in den Gruhlwerken bei Brühl zum Einsatz – zu denen auch das Abbaugebiet am Standort des heutigen Heider Bergsees gehörte.
Was der Wirtschaft zugutekam, war ein radikaler Eingriff in die Natur. Historische Luftaufnahmen, die die Interessengemeinschaft „Altes Brühl“ auf ihrer Webseite archiviert, zeigen das ganze Ausmaß des bergbaulichen Arbeitens: Da, wo sich heute das artenreiche Biotop der Villeseen befindet, erstreckte sich ein zerklüftetes Brachland, durchzogen vom montanen Narbengewebe tiefer Furchen und Gruben(2).
Nachdem der Tagebau im Gebiet der Villeseen zum Erliegen kam, bemühte man sich ab 1920 um eine Rekultivierung des schwer in Mitleidenschaft gezogenen Geländes: Wälder wurden neuangelegt, die durch den Braunkohleabbau entstandenen Aushebungen wurden geflutet. Der Heider Bergsee entstand allerdings erst in den 1960er Jahren, als die Braunkohleförderung schließlich auch hier ein Ende fand.
Camping-Idylle und Sportmöglichkeiten
Kernstück des Heider Bergsees ist heute der Campingplatz, der sich direkt am Ufer befindet und das ganze Jahr lang in Betrieb ist. Der Platz richtet sich ebenso an Kurzcamper, die etwa ein längeres Wochenende im Naturpark verbringen wollen, als auch an Langzeitcamper, die ihre Wohnwagen ganzjährig auf dem Gelände abstellen dürfen.
Saisonal wird ein kleineres Lebensmittelgeschäft auf dem Campingplatz betrieben, bei dem sich die Gäste mit den nötigsten Dingen versorgen können. Für größere Einkäufe empfiehlt sich ein Besuch in der Stadt Brühl, die auch fußläufig in kurzer Zeit zu erreichen ist. Wer sich lieber bekochen lassen möchte, als selbst tätig zu werden, der wird auf der Speisekarte des Restaurants „Strandhaus Brühl“ fündig, das seine Gäste nicht nur bis in den späten Abend hinein bewirtet, sondern auch als Hochzeits-Location gemietet werden kann.
Das Schwimmen im Bergsee ist ausschließlich am Strandbad erlaubt, das dem Campingplatz angeschlossen ist. Hier dürfen nach Absprache mit den Betreibern aber auch Hobby- und Sporttaucher auf Entdeckungstour unter der Wasseroberfläche gehen.
Auf ihre Kosten kommen am Heider Bergsee aber ebenso Anhänger anderer (Wasser-) Sportarten: Wer gerne die Angelschnur auswirft, ist beim Coelner Angel- und Gewässerschutzverein an der richtigen Adresse. Mitglieder des Vereins, der dem Rheinischen Fischereiverband von 1880 angehört, dürfen nicht nur im Heider Bergsee, sondern auch in Gewässern im Kölner Stadtgebiet auf Fischfang gehen: Hier dürfen etwa der Decksteiner Weiher und jener im Lindenthaler Stadtwald beangelt werden.
Dem Bootssport auf dem Heider Bergsee widmen sich die Traditionsvereine der Wassersportfreunde Brühl-Heide und der Faltboot- und Segelfreunde Brühl. Beide Verbände blicken auf eine lange Historie zurück: Die Wassersportfreunde Brühl-Heide gründeten sich 1967, in den 70er Jahren errichteten sie ihr Clubhaus an der Nordseite des Baggersees, von wo aus sie ihrer Leidenschaft für Schlauch- und Faltbootfahrten nachgehen. Bei Faltbooten handelt es sich zumeist um Kajaks, die durch eine besondere Konstruktionsweise zusammen und auseinander gebaut werden können, was den Transport der kleinen Boote erleichtert.
Wie schon der Name verrät, haben sich auch die Faltboot- und Segelfreunde Brühl den Ausfahrten mit diesen speziellen Wasserfahrzeugen verschrieben: Ihre Geschichte geht bis in die 30er Jahre zurück, in denen sich der Verein als Alternative zu den Gruppen der Hitlerjugend gründete, die die meisten Clubs in sich vereinnahmte. Am Heider Bergsee ansässig ist der Verband jedoch erst seit 1984, ihr 1989 eingeweihtes Vereinsheim wurde nach Willi Feldmeyer benannt, der lange Zeit im Brühler Rat tätig war und mit dem Ehrenring der Stadt ausgezeichnet wurde.
Wer sich an Land wohler fühlt als auf dem Wasser, der kann bei einer Rundwanderung um den Heider Bergsee die Natur genießen – oder die Strecke von rund fünf Kilometern joggend zurücklegen.
Quellen und Anmerkungen:
(1) An den Heider Bergsee angeschlossen ist der kleinere, dafür jedoch tiefere Schluchtensee. Da dieser jedoch eher einen Arm des Bergsees denn ein eigenständiges Gewässer darstellt, wird auf eine separate Nennung im weiteren Textverlauf verzichtet.
(2) Interessengemeinschaft Altes Brühl:
https://altes-bruehl.de/bruehler-bildarchiv/luftbilder/
Zahlen und Fakten zum Heider Bergsee:
https://www.seen.de/heider-bergsee/fakten/
Campingplatz Heider Bergsee
https://heiderbergsee.de/
Text: Florian Eßer
Über den Autor
Florian Eßer ist in Köln geboren und aufgewachsen. Nach einem Studium der Germanistik arbeitet er nun als freier Journalist und Autor in seiner Heimatstadt. Besonders schätzt er die Vielfältigkeit Kölns, die über Karneval und lecker Kölsch hinausgeht – wenn man genauer hinsieht.
