Kölner Südbrücke
Am Anfang des 20. Jahrhunderts rollte der gesamte Kölner Eisenbahnverkehr über die Dombrücke. Diese wurde dem steigenden Verkehrsaufkommen nicht mehr gerecht. Deswegen beschloss die Königlich-Preußische Staatseisenbahn, zusätzlich zum Ersatz der Dombrücke durch die Hohenzollernbrücke den Bau einer zweigleisigen Eisenbahnbrücke im Süden der Domstadt. Die Planer legten außerdem ihr Augenmerk auf militärische Interessen. Mit der Inbetriebnahme der Südbrücke konnten große Truppenkontingente schnell nach Westen verlegt werden. Der Bau der Südbrücke kostete 5,5 Millionen Goldmark.
Am 8. November 1906 wurde mit der Errichtung der Südbrücke begonnen. Die Arbeiten standen allerdings unter keinem guten Stern: Am 9. Juni 1909 wurden beim Zusammenbruch eines Gerüsts neun Arbeiter getötet. Kurz vor der Eröffnung der Südbrücke am 5. April 1910 gab es in der Nähe ein Eisenbahnunglück, bei dem 22 Soldaten starben. Deshalb wurde die Inbetriebnahme schlicht und ohne Eröffnungsfeier vorgenommen.
Seit dem Beginn des Verkehrs über die Südbrücke rollte kein Güterverkehr mehr über die Dom- beziehungsweise Hohenzollernbrücke.
Schneller Wiederaufbau nach dem Krieg
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Südbrücke am 6. Januar 1945 bei einem Bombenangriff weitgehend zerstört. Jedoch wurde sie schon 1946 provisorisch und bis 1950 für etwa 10 Millionen D-Mark komplett wieder aufgebaut. Damit war sie die erste Kölner Rheinbrücke, die nach dem Krieg wieder in Betrieb genommen wurde.
Beim Wiederaufbau der Südbrücke konnten viele Teile der alten Brücke wieder verwendet werden. Nicht jedoch der Mittelbogen. Dieser war in den Rhein gestürzt und musste gesprengt werden. Die dekorativen Türme und Portalbauten an den Brückeneinfahrten wurden nicht wieder aufgebaut. Anders als bei der Hohenzollernbrücke sind sie aber bei der Südbrücke noch in Teilen erhalten.
Die Südbrücke ist eine Fachwerkbogenbrücke aus Stahl. Mit ihren drei Bögen sieht sie aus wie die kleine Schwester der mächtigen Hohenzollernbrücke. 1994 wurde die Brücke teilerneuert. Sie ist 536 m lang und über 14 m breit. Eigentümerin der Südbrücke ist die Deutsche Bahn AG. Die Gehwege werden allerdings schon seit dem Bau von der Stadt Köln getragen und instand gehalten.
Sebastian Winand