Mülheimer Brücke
Als die Stadt Mülheim 1914 in die Stadt Köln eingemeindet wurde, verpflichtete sich letztere zum Bau einer festen Brücke über den Rhein. Durch den Ersten Weltkrieg und die nachfolgende Inflation verzögerte sich der Baubeginn allerdings bis 1927. Am 13. Oktober wurde sie im Beisein von Oberbürgermeister Konrad Adenauer eröffnet.
Überhaupt spielt Adenauer in der Geschichte der Brücke eine tragende Rolle. Ein Gremium unter Vorsitz von Hans Böckler hatte sich für eine große Bogenbrücke der Firma Krupp eingesetzt. Adenauer hatte sich im Vorfeld für eine Hängebrücke ausgesprochen. Die Kabel für diese Variante sollten von der Köln-Mülheimer Fabrik Felten & Guilleaume hergestellt werden. Der Direktor der Firma kam, wie Konrad Adenauer, aus der Zentrumsfraktion des Kölner Stadtparlaments.
Was folgt, ist mehr Legende als Geschichte. Da Adenauer im Stadtparlament keine Mehrheit finden konnte, zog er die Kommunisten im Parlament auf seine Seite. Angeblich jubelte Adenauer den KPD-Mitgliedern das Argument unter, dass es in Leningrad keine einzige Bogenbrücke gebe. Es gab Gerüchte, dass es auch eine Unterredung des Direktors von Felten & Guilleaume mit den Kommunisten gab, die in der Belegschaft stark vertreten waren. Diese Anekdote ging als Kölner Brückenstreit in die Stadtgeschichte ein und ist ein Beispiel für den noch heute existierenden kölschen Klüngel in seiner reinsten Form.
Zerstörung und Wiederaufbau
In ihrer ersten Bauform war die Mülheimer Brücke eine „unechte“ Hängebrücke. Der Fahrbahnträger war versteift und nahm selbst einen Teil der Zugkräfte der Tragseile als Druckkraft auf. Man hielt damals schwere Ankerkörper, die für eine „echte“ Hängebrücke nötig sind, im Kölner Baugrund für nicht realisierbar.
Der Zweite Weltkrieg verschonte auch die Mülheimer Brücke nicht. Am 14. Oktober 1944 wurde sie durch einen alliierten Bombenangriff zerstört.
Von 1949 bis 1951 wurde die Mülheimer Brücke wieder aufgebaut. Nach den Erfahrungen durch den Bau der Rodenkirchener Brücke wurde sie jetzt als „echte“ Hängebrücke gebaut. Wieder war es Konrad Adenauer, diesmal als deutscher Bundeskanzler, der die Mülheimer Brücke eröffnete.
In den siebziger Jahren wurde die Mülheimer Brücke um einen eigenen Gleiskörper für die Stadtbahn erweitert. Außerdem verfügt sie über je zwei Fahrbahnen für den Individualverkehr und an beiden Seiten Geh- und Radwege. Charakteristisch ist, dass die Geh- und Radweg um die Pylonen herumgeführt wurden.
Die Mülheimer Brücke ist 682,8 m lang, bei einer Gesamtbreite von 27,20 m. Sie war die erste der Kölner Rheinbrücken, die im typischen Kölner Brückengrün lackiert wurde.
Sebastian Winand