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Willi Ostermann

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Willi Ostermann

Volkssänger mit Heimweh nach Köln (1876–1936)

Ohrwürmer wie „Heimweh noh Kölle“ treiben auch heute noch so manchem Domstädter die Tränen in die Augen, vor allem wenn sie gerade nicht in ihrer Heimatstadt weilen. Denn das letzte und zugleich auch berühmteste Lied von Wilhelm „Willi“ Ostermann lässt sehnsüchtig an die Heimat denken.

Der Refrain dieses Songs voller Melancholie war es denn auch, der bei Willi Ostermanns Beerdigung am 10. August 1936 auf dem Kölner Melaten-Friedhof von seinem Freund und Karnevalisten Thomas Liessem zum ersten Mal vorgetragen wurde:

„Wenn ich su an ming Heimat denke und sin d´r Dom su vör mer ston, mööch ich direk op Heim an schwenke, ich mööch zo Foß noh Kölle jon.“

Es gibt kaum einen Kölner – vor allem der älteren Generation – der Text und Melodie dieses Klassikers nicht kennt, weshalb man es auch als heimliche Stadthymne Kölns bezeichnen kann.

Willi Ostermann gilt auch heute noch – 70 Jahre nach seinem Tod – als einer der populärsten Liedermacher Kölns. Mehr als 100 Lieder, Krätzchen, Karnevalsschlager – überwiegend in kölscher Mundart – hat er erschaffen und war damit stets musikalischer Höhepunkt auf den Straßen und in den Sälen des Kölner Karnevals.

Aber auch außerhalb der närrischen Zeit wurden seine Volkslieder, die wahres kölsches Lebensgefühl widerspiegeln, zu echten Evergreens. Es waren die Alltagsgeschichten aus dem Milieu des kleinen Mannes, die die Lieder von Willi Ostermann so berühmt gemacht haben. Hier konnte sich jeder wiederfinden. Hier war die Welt zwar nicht heil, aber in Ordnung. Mit viel Optimismus, Humor und in klingender kölscher Sprache verfasst, wurden seine Texte zu Seelentröstern.

Dabei war Ostermann kein ausgebildeter Musiker, er konnte noch nicht einmal Noten lesen. Er sang oder pfiff mit ungeheurer Musikalität die Lieder jemandem vor – oft seinem Schwager und Kapellmeister Emil Palm – der dann für ihn die Noten zu Papier brachte. So „komponierte“ er Jahr für Jahr seine zahlreichen Dauerbrenner, für die er von den Kölnern noch heute geliebt und verehrt wird. „De Wienands han ‘nen Has em Pott“ und „Es mer op en Kinddäuf enjelade“ gehören ebenso dazu wie „Kutt erop, kutt erop, kutt erop, bei Palms do es de Pief verstopp“.

Über die Grenzen Kölns hinaus, und sogar bis ins Ausland berühmt, wurden auch seine Rheinlieder, die von Rhein, Wein und schönen Frauen handelten und für jedermann verständlich in Hochdeutsch verfasst waren. „Einmal am Rhein und dann zu zwei´n alleine sein“, „Rheinische Lieder, schöne Frau´n beim Wein“ und „Drum sollt ich im Leben ein Mädel mal frei´n“ entstanden in den 1920er Jahren, als der Fluss und seine romantischen Landschaften zu neuer Blüte kamen und eine Renaissance erlebten.

„Ostermanns Fuss“

Willi Ostermann wurde am 1. Oktober 1876 in Köln-Mülheim geboren. Seine Eltern, Peter Ostermann und seine Frau Gertrud, geborene Paas, zogen mit ihm nach Deutz, wo er von 1883 bis 1891 die Volksschule besuchte.
Der rothaarige Junge, der von allen nur „der Fuss“ genannt wurde, zeigte bereits früh eine Vorliebe für mundartliche Parodien und Karnevalslieder, die er auch stets zum Besten gab. In einer Deutzer Druckerei erlernte er dennoch zunächst den Beruf des Stereotypeurs und Galvanoplastikers.

Sein Herz aber hing an der Parodiekunst, der Schauspielerei, und es zog ihn zur Bühne. 1907 regte ihn der Vorsitzende der Kölner Karnevalsgesellschaft an, ein Sessionslied zu schreiben. Ostermann schuf daraufhin den Titel „Däm Schmitz sing Frau es durchjebrannt“, der zum Rosenmontagshit des Jahres wurde. Ein Jahr später gewann Ostermann den Preis für das beste Lied in Kölner Mundart. Von nun an komponierte und textete er zahlreiche Lieder und Karnevalsschlager, die er meist auch selbst vortrug. In seiner besonderen, charmanten Art stand er auf der Bühne und verzauberte mit seiner typisch heiseren Stimme sein Publikum, das begeistert mitsang.

1911 heiratete Willi Ostermann – es war bereits seine zweite Ehe – Käthe („et Kätt“) Palm, die Schwester von Kapellmeister Emil Palm. Seinen Lebensunterhalt bestritt er durch Auftritte und mit Auftragsarbeiten für andere Künstler. Viele seiner Lieder wurden äußerst erfolgreich, und er verdiente sehr gut.

Ende der 1920er Jahre, als die wirtschaftlichen Zeiten schlechter wurden, war Ostermann mehr als Verleger tätig, mit verschiedenen Noten und Texten fremder Autoren in seinem Programm. Dies war auch die Zeit, als er das humoristische Wochenblatt „Tünnes und Schäl“ herausgab. Leider war diesem nur eine kurze Lebensdauer vergönnt; es wurde nach einem Jahr, 1931, wieder eingestellt. 1930 schuf Willi Ostermann eines seiner schönsten Lieder: „Och wat wor dat fröher schön doch en Colonia“. Er brachte damit sein Unbehagen zum Ausdruck über eine Welt, die sich so sehr verändert hatte. Sehnsüchtig dachte man an die guten alten Zeiten zurück. Dieses Lied war es auch, das eine Musikkapelle spielte, als Ostermann im August 1936 zu Grabe getragen wurde.

Nach einem Schwächeanfall während eines Auftritts im Juli 1936 erholte er sich nicht mehr und starb am 6. August in der Kölner Klinik Lindenburg. Seine begeisterten Anhänger geleiteten ihn in einem der größten Trauermärsche, die man je in Köln erlebt hatte, zu seiner letzten Ruhestätte auf dem Kölner Melaten-Friedhof.

Nicht nur seine Lieder erinnern heute in Köln an den genialen Liedermacher. Drei Jahre nach seinem Tod wurde in der Kölner Altstadt der Ostermann-Brunnen, unter großer Anteilnahme der Bewohner, vom Festkomitee-Präsidenten und Ostermann-Freund Thomas Liessem eingeweiht. Und seit 1967 gibt es die Goldene Ostermann-Medaille, die jedes Jahr zur Prinzenproklamation für besondere Verdienste um das kölsche Liedgut verliehen wird. Träger dieser hohen Auszeichnung sind u. a. Jupp Schmitz, Willy und die Bläck Fööss. Auch eine Karnevalsgesellschaft hat sich, ihm zum Gedenken, den Namen „Willi-Ostermann-Gesellschaft“ gegeben. Diese eröffnet traditionsgemäß jedes Jahr am 11.11. um 11 Uhr 11 den Straßenkarneval auf dem Altermarkt.

Nicht nur in den Herzen der Kölner hat sich Willi Ostermann ein ewiges Plätzchen gesichert. Vom Rathausturm blickt er – in Stein gehauen – neben 123 weiteren berühmten Kölner Söhnen und Töchtern aus zwei Jahrtausenden auf seine geliebte Heimatstadt herab.

Ute Hayit

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