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KIDsmiling Verein

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KIDsmiling e.V. – Von der Straße auf den Bolzplatz

Seit 2003 setzt sich der KIDsmiling e.V. für benachteiligte Kinder und Jugendliche ein. Der Verein bietet kostenlose Fußballtrainings auf Bolzplätzen in vielen Kölner Vierteln an. Wie die Gründerin und ehrenamtliche Vorsitzende Sandra von Möller erklärt, sollen den Kindern auf diese Weise neue Perspektiven gezeigt und ihr Selbstbewusstsein gestärkt werden. Beim Gespräch im Vereinsbüro im Rheinenergiestadion spricht die Gründerin über ihre Vision, Erfolge und die Zukunft des Vereins.

Durch die Fenster des kleinen Büros genießt man einen Ausblick auf die Tribünen des Rheinenergiestadions, den akkurat gemähten Rasen und den blauen Himmel, der sich hinter den Flutlichttürmen der Arena über Müngersdorf erstreckt. Auf den Sitzen der Westkurve gegenüber prangt in großen weißen Lettern „1. FC Köln” –  hier kommen regelmäßig die Fans der Kölner Elf zusammen, um zusammen mit den Jungs in Rot und Weiß zu fiebern, zu feiern und manchmal auch zu leiden.

Während vielen der Zuschauer der Platz auf der Tribüne genügt, träumt doch ein mancher selbst davon, eines Tages auf dem Feld zu stehen – gerade die jüngeren Fußballfans streben häufig eine Karriere am Ball an und eifern ihren Vorbildern wie Kai Havertz und Manuel Neuer nach.

Natürlich aber fällt einem die Karriere als Fußballer nicht in den Schoß. Bis man seine Stollenschuhe auf die Wiesen der großen Stadien setzen kann, ist eine Menge Training und Arbeit notwendig. Viele berühmte Kicker haben ihre ersten Gehversuche auf Bolzplätzen unternommen - Lukas Podolski zum Beispiel, der es vom Bergheimer Aschefeld bis in die deutsche Nationalmannschaft brachte: „Ich bin ein Kind des Bolzplatzes”, sagte der heute 36-Jährige einst, „Bolzplätze waren schon immer meine Lieblingsplätze.” 1

KIDsmiling: „Wir wollen Vorbilder und Perspektiven schaffen”

Fußballstars wie Lukas Podolski brauchen neben Talent aber auch viel Glück und haben im Idealfall ein Umfeld, das sie bei ihrer sportlichen Karriere unterstützen kann. Eltern, die ihre Zöglinge nicht nur zu den Trainings bringen, sondern auch über genügend finanzielle Mittel verfügen, um die Vereinsgebühren und die nötige Ausrüstung bezahlen zu können. Und dieses Glück haben weiß Gott nicht alle Kinder – besonders in Wohngegenden, die gerne als ‘sozial schwach’ bezeichnet werden, sind die Sportangebote für Kinder und Jugendliche rar. Und sollte es tatsächlich mal einen Bolzplatz geben, verwahrlost dieser meist mit den Jahren und lässt ein betreutes Spiel oder Training vermissen.

Hier möchte der KIDsmiling e.V. Abhilfe schaffen: „Jedes Kind hat ein riesiges Potenzial in sich, man muss es nur aufzeigen und fördern”, erklärt Sandra von Möller. Die Unternehmerin und promovierte Rechtsanwältin gründete den Verein 2003, nachdem sie im Laufe ihres juristischen Referendariats immer wieder Kinder aus schwierigen Verhältnissen kennenlernte: „Es gibt Kinder, deren Familien seit Generationen von Transferleistungen leben”, weiß von Möller, „diese Kinder sehen keine Perspektive, es aus diesem Zustand herauszuschaffen.” Auch hat von Möller Heranwachsende getroffen, die in ihren Elternhäusern Gewalt erlebten und im traurigen Umkehrschluss selbst Gewalt als probates Mittel im Alltag verstehen: „Hier wollen wir andere Vorbilder und Perspektiven schaffen.”

Kostenlose Fußballtrainings für Kinder und Jugendliche

Durch diese Begegnungen entwickelte von Möller die Idee, einen Verein zu gründen, der sich speziell an benachteiligte Kinder und Jugendliche richtet. Ddas Konzept von KIDsmiling ist dabei im Grunde so simpel wie erfolgsversprechend: Der Verein engagiert Fußballtrainer, die an festen Tagen und immer zur selben Uhrzeit an Bolzplätzen in den Kölner Veedeln auf Kinder warten, die ihre Fußballkünste verbessern wollen. Eine Anmeldung ist nicht nötig, jeder im Alter von sechs bis 18 Jahren ist bei den kostenlosen Trainings auf den Plätzen willkommen: „Wir richten uns bewusst auch an Kinder mit Flucht- und Migrationshintergrund, bei denen eine Sprachbarriere vorliegt”, erzählt von Möller. Damit sich die Eltern nicht durch einen Stapel aus Anmeldeformularen kämpfen müssen, entfällt die Anmeldung bei KIDsmiling gänzlich. Auch die Trikots für Turniere bekommen die Kinder von dem Verein gestellt: „Viele Familien haben nicht das Geld, um sich diese Dinge leisten zu können”, weiß von Möller. Noch heute, so erklärt die dreifache Mutter weiter, gäbe es in Deutschland keine Chancengleichheit in Sachen Bildung und Berufsaussicht. Hier möchte von Möller ansetzen und den Kindern den Weg in eine bessere, gerechtere Zukunft ebnen - allen Widrigkeiten zum Trotz.

Denn auch der Start des Projektes selbst war kein leichter. Im Gründungsjahr 2003 schließlich erging es der deutschen Wirtschaft nicht sonderlich gut. Der Ausbruch des Irak-Krieges und der Einbruch der Weltkonjunktur hinterließen auch in Köln ihre Spuren. Der Stadt mangelte es an finanziellen Mitteln und so sparte sie schlussendlich auch bei den Jugendangeboten. Diese Lücke versuchte von Möller zu füllen, sammelte Gelder im Freundes- und Bekanntenkreis und realisierte die ersten Projekte ihres Vereins. Den Grundstein für das KIDsmiling Fußballtraining legte sie mit einem Bolzplatz in Lindweiler im Kölner Norden: „Noch heute sehen wir, dass der Bedarf an solchen Angeboten wirklich riesig ist”, erklärt von Möller. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, ist der Verein auf die Unterstützung durch öffentliche Gelder und Spenden angewiesen.

29 Standorte, über 40 Trainer: Erfolg für KIDsmiling

Doch der Einsatz lohnt sich: Seit dem Start des Projektes vor 18 Jahren hat sich viel getan. Inzwischen unterhält KIDsmiling 29 Standorte in acht Städten, allein in Köln sind die Trainer des Vereins an 16 Bolzplätzen im Einsatz, etwa in Nippes und in Ehrenfeld. Rund 40 Trainer sind bei KIDsmiling beschäftigt, die neben einer entsprechenden Lizenz auch eine hohe soziale Kompetenz mitbringen: „Wir sehen unsere Trainer auch als Sozialarbeiter und Vertrauenspersonen für die Kinder an”, erklärt Nadine Vomm, die im Verein für die Entwicklung und Koordination von Projekten zuständig ist. Insgesamt, so Vomm weiter, werden pro Woche circa 500 Kinder und Jugendliche mit den Angeboten erreicht. So bietet der Verein nicht nur reguläre Trainings an, bei denen Mädchen und Jungs zusammen bolzen können, sondern auch spezielle Mädchentrainings. Diese werden etwa von jungen Frauen genutzt, die in einem vertrauten, weiblichen Umfeld spielen wollen: „Es gibt viele Mädchen, die sich für Fußball interessieren”, berichtet Sandra von Möller, „eines dieser Mädchen konnten wir sogar an den 1. FC Köln weiter vermitteln, weil es so begabt war – das ist eine richtige Erfolgsgeschichte, die auch das Leben der gesamten Familie verändert hat.”

Ergänzend werden auch Trainings in unmittelbarer Nähe von Flüchtlingsunterkünften angeboten, etwa in Köln-Godorf: „Wir wollen Spaß und Fußballtechniken vermitteln, aber auch soziale Werte wie Pünktlichkeit, Disziplin und Fairplay und damit zu einer gelungenen Integration beitragen”, erläutert Mitarbeiterin Karima Konradt.

Im Laufe der gemeinsamen Trainingsstunden entstehen zwischen den Kindern und Jugendlichen häufig Freundschaften, die sich auch außerhalb des Bolzplatzes fortsetzen. Um diese Bindungen zu stärken, unternimmt der Verein gemeinsame Exkursionen und richtet jedes Jahr ein großes Sommerturnier auf dem Trainingsgelände des 1. FC Köln aus, mit dem der Verein seit seiner Gründung eng zusammenarbeitet.

Bundesverdienstkreuz für die Gründerin

Darüber hinaus bietet KIDsmiling den Kindern und Jugendlichen auch Workshops zum Themenkomplex Kochen und Ernährung an und veranstaltet Schulungen zur Medienkompetenz, in deren Rahmen Cybermobbing und der Umgang mit Fake News zum Inhalt werden. Auch bei der Berufsorientierung greifen von Möller und ihr Team den Kindern unterstützend unter die Arme: „Viele der Jugendlichen wollen studieren, wissen aber gar nicht genau, welche Anforderungen sie dafür erfüllen müssen”, erklärt die 52-Jährige. Hier gibt der Verein beratende Hilfestellungen bei der Schullaufbahn und vermittelt Praktika.

Für dieses Engagement wurden sowohl der Verein als auch Sandra von Möller bereits mehrfach ausgezeichnet. 2017 wurde die Gründerin so etwa mit dem Bundesverdienstkreuz gerühmt: „Ich war darüber total überrascht, ich wusste davon überhaupt nichts”, erinnert sich von Möller. Für sie sei die Verleihung des Kreuzes eine große Würdigung gewesen, die sie zusätzlich motiviert habe: „Ich mache das alles ehrenamtlich, stecke einen Großteil meiner Freizeit in das Projekt und mache es wirklich mit viel Hingabe und Herzblut”, erklärt sie.

Sandra von Möller: „Wir machen so lange weiter wie nötig”

Angespornt durch diese Ehrung will von Möller ihre Arbeit im Verein weiter fortsetzen: „Wir machen so lange weiter, bis es in Deutschland endlich eine Chancengerechtigkeit gibt”, verkündet die Gründerin kämpferisch, die sich als Mitglied der CDU auch politisch engagiert. Denn auch in der Politik hätten „Kinder leider nicht den Stellenwert, den sie haben sollten”, wie die Bundestagskandidatin erklärt.

Bis es soweit ist, wird sich von Möller zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiter für die jüngsten Mitglieder unserer Gesellschaft einsetzen: Neben weiteren Standorten in Nordrhein-Westfalen und im Stuttgarter Raum will KIDsmiling so auch seine Präsenz im Kölner Stadtgebiet weiter ausbauen. Derzeit sind etwa zwei weitere Trainingsangebote in Chorweiler und Dünnwald geplant: „Auch wenn es abgedroschen klingen mag: Kinder sind unsere Zukunft, daher müssen wir uns auch entsprechend um sie kümmern”, sagt Sandra von Möller bei einem Blick aus dem Fenster des Vereinsbüros: Die Wiese in Grün, der Farbe der Hoffnung, der Himmel in seinem strahlenden Blau. Aufbruch.

KIDsmiling e.V. im Netz

Text: Florian Eßer
Fotos: Florian Eßer, KIDsmiling e.V.

Über den Autor

Florian Eßer ist in Köln geboren und aufgewachsen. Nach einem Studium der Germanistik arbeitet er nun als freier Journalist und Autor in seiner Heimatstadt. Besonders schätzt er die Vielfältigkeit Kölns, die über Karneval und lecker Kölsch hinausgeht – wenn man genauer hinsieht.

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