Opportunity Deutschland in Köln
Die weltweit tätige Hilfsorganisation möchte mit der Vergabe von Mikrokrediten Hilfe zur Selbsthilfe leisten
Opportunity International ist eine weltweit tätige Hilfsorganisation, die Hilfe zur Selbsthilfe leistet. Durch die Vergabe von Mikrokrediten soll Menschen in Entwicklungsländern die Chance gegeben werden, sich selbst aus extremer Armut herauszuarbeiten. Opportunity Deutschland, die Deutschlandvertretung von Opportunity International, hat ihren Sitz in Köln. Insgesamt sind die sechs Supportländer Kanada, USA, Australien, Großbritannien, Schweiz und Deutschland in 21 Entwicklungsländern in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa vertreten. Heute betreut Opportunity International mehr als 2,5 Millionen Kreditnehmer.
Opportunity International wurde 1971 von David Bussau und Al Whittaker gegründet. 1985 lernte der deutsche Unternehmer Karl Schock David Bussau kennen und finanzierte 1996 aus privaten Mitteln den Start von Opportunity Deutschland. Das Opportunity-Büro in Köln ist zuständig für Projekte in Ghana, Malawi, Uganda, Mosambik, Ruanda, Indien, Indonesien, auf den Philippinen und in der Dominikanischen Republik. Opportunity Deutschland arbeitet eng mit Partnern in den Entwicklungsländern zusammen. In Köln wird in erster Linie Öffentlichkeitsarbeit und Projektkoordination geleistet. Für die Durchführung der Projekte sind die Partner vor Ort verantwortlich.
Das Modell der sozialen Mikrofinanz
Das Modell von Opportunity zur sozialen Mikrofinanz basiert nicht nur auf der Vergabe von Kleinkrediten. Zusätzlich werden die Kreditnehmer in wirtschaftlichen, sozialen und medizinischen Fragen geschult. So soll die Hilfe an mehreren Stellen ansetzen und nachhaltig sein. Von den Spenden werden 23% als Verwaltungsgelder in Deutschland benötigt. Mit den übrigen 77% kann beispielsweise in einem weiteren Ort ein Mikrofinanzierungsprojekt gestartet werden. Dazu stellt ein Mitarbeiter von Opportunity den Bewohnern im Ort das Projekt vor.
In der nächsten Phase bilden 15 bis 35 künftige Kreditnehmer eine Kreditnehmer-Gruppe, die Trustbank. Grundsätzlich ist jeder berechtigt, einen Kredit aufzunehmen. Da jedoch die Mitglieder der Trustbank im Fall von Zahlungsunfähigkeit füreinander bürgen, prüfen sowohl die Kreditnehmer als auch die Mitarbeiter von Opportunity die Geschäftsideen. Mikrokredite werden überwiegend an Frauen vergeben, in Indien sogar zu 99%. „Einerseits sollen dadurch die Frauen sozial gestärkt werden, andererseits wirtschaften sie erfahrungsgemäß mit den kleinen Geldbeträgen aber auch für die ganze Familie effektiver“, so Lars Flottmann, Mitarbeiter von Opportunity Deutschland.
Die Höhe des Erstkredits beträgt in der Regel 100 Euro. Um die Kreditnehmer zu unterstützen, veranstaltet Opportunity jede Woche Schulungen zu wirtschaftlichen Fragen, aber auch zu sozialen Problemen und Themen wie Hygiene und Aids-Prävention. Die Trustbank-Mitglieder wählen einen Vorsitzenden, der sie vertritt, und einen Schatzmeister. Dieser sammelt im weiteren Verlauf die Rückzahlungen ein.
97% der Kreditnehmer sind laut Opportunity in der Lage, ihren Kredit zurückzuzahlen und sich so für einen neuen Kredit zu qualifizieren. Der zurückgezahlte Kredit kann nun neu an eine andere Familie vergeben werden. Opportunity bietet den Kreditnehmern zusätzlich zu den Mikrokrediten die Möglichkeit eines Mikrosparkontos und einer Mikroversicherung an. So haben die Kreditnehmer oft erstmals die Möglichkeit, für Erspartes Zinsen zu bekommen und sich finanziell gegen Naturkatastrophen und Ernteausfälle abzusichern. „Für die 3%, die zahlungsunfähig sind, übernimmt in der Regel die bürgende Trustbank die Rückzahlung. Nur wenn der Kredit für die Trustbank-Mitglieder untragbar ist, schreibt Opportunity den Kredit ab“, erklärt Flottmann.

Opportunity hilft den Kreditnehmern auch, Kontakt zu Unternehmern herzustellen. Beispielsweise entstand im Rahmen des Sorghum-Projekts eine Kooperation zwischen Hirsebauern in Ghana und der Brauerei Guinness. Die Brauerei hat sich verpflichtet, den Bauern die gesamte Ernte abzukaufen. So hat Guinness einen erleichterten Einkauf und die Hirsebauern einen sicheren und fairen Absatzmarkt.
Bildungsprojekte zur Unterstützung der Mikrofinanz
Ein weiterer Ansatz von Opportunity zur Armutsbekämpfung sind aus Spendengeldern finanzierte Schul- und Bildungsprojekte. Häufig schließt sich hieran die Vergabe eines Mikrokredits. Bei den „Microschools“ werden Unternehmer mit Krediten unterstützt, die eine Schule betreiben und diese beispielsweise ausbauen wollen. Flottmann erläutert, dass diese Schulen zwar oft eine kostenpflichtige, aber effektivere Alternative zu den staatlichen Grundschulen in Entwicklungsländern bilden. Kann eine Familie zu einem Zeitpunkt die Schulgebühr nicht zahlen, kann die Zahlung nachgeholt oder durch Mitarbeit zum Beispiel in der Schulküche beglichen werden.
In Ghana vermittelt das Jugend-Ausbildungs-Programm YAP (Youth Apprenticeship Programme) Jugendlichen ohne Zukunftsperspektive einen Ausbildungsplatz. Die dreijährige Ausbildung wird von Spenden an Opportunity International gedeckt. Nach der Ausbildung bietet Opportunity den Jugendlichen entweder einen Kredit an, um ihr eigenes Unternehmen zu gründen, oder hilft ihnen bei der Jobsuche.
In Indien ist ein ähnliches Programm entstanden, die Community Colleges. Dort werden Jungen und Mädchen drei bis zwölf Monate ausgebildet, um danach entweder leichter eine Arbeitsstelle zu finden oder mit einem Mikrokredit selbst ein Unternehmen zu gründen.
Dadurch dass Opportunity keine Almosen sondern Kredite vergibt, soll eine einmal in Umlauf gebrachte Spende in immer neuen Zyklen Menschen dabei helfen, sich selbst aus der extremen Armut herauszuarbeiten. Bei Opportunity geht man davon aus, dass mit diesem Modell die Würde der Kreditnehmer nicht angetastet wird und die Kreditnehmer selbstbewusster werden. So soll nachhaltig das Leben der Familien durch Schulbildung der Kinder, Weiterbildung der Eltern und Krankheitsvorsorge verbessert werden.
Birte Kurbjeweit
Weitere Informationen:
Opportunity International Deutschland
Bremsstr. 6
50969 Köln
Tel.: 0221/ 25 08 16 30
Fax: 0221/ 25 08 16 39
Buchtipp: Tödliche Hilfe
Brigitte Erler, ehemalige Referentin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, kündigt nach einer Dienstreise nach Bangladesch fristlos. In diesem Bericht beschreibt sie, was für ein Unheil falsche Entwicklungshilfe anrichten kann.
1985 in Erstauflage erschienen, gehört das Buch noch heute zu den Pflichtlektüren über Entwicklungsarbeit.
Buch bei amazon.de bestellen ...hier
Buch als Kindle Edition bei amazon.de bestellen ...hier